4. März – Frankreich: 15. Erscheinung der Muttergottes in Lourdes

Um gut zu beten, muss man diesen Blick auf sich spüren

Maria ist unsere Mutter, das ist selbstverständlich. Sie ist die Mutter des Menschengeschlechts, die neue Eva. Aber sie ist auch sein Kind. Die alte Welt, die schmerzvolle Welt, die Welt vor der Gnade hat sie lange Zeit – von Ewigkeit zu Ewigkeit – an ihrem untröstlichen Herzen gewogen, in der dunklen, unverständlichen Erwartung einer „virgo genitrix“…

Von Ewigkeit zu Ewigkeit hat er das wunderbare kleine Mädchen, von dem er nicht einmal den Namen kannte, vor seinen alten mit Verbrechen beladenen Händen, geschützt, vor seinen schweren Händen… Ein kleines Mädchen, diese Königin der Engel! Und das ist sie geblieben, vergiss es nicht! (…) Unser armseliges Menschengeschlecht taugt nicht viel, aber die Kindheit vermag ihn stets zu rühren, die Unwissenheit der Kleinen veranlasst ihn, seine Augen niederzuschlagen (…) Die hl. Jungfrau war die Unschuld. (…)

Ja, mein Kleiner, um gut zu ihr zu beten, muss man diesen Blick auf sich spüren, der nicht ganz derjenige der Nachsicht ist - denn Nachsicht kann nicht ganz ohne bittere Erfahrung geübt werden - aber zärtliches Mitgefühl, schmerzliche Überraschung und andere Gefühle, von denen wir nichts wissen, unbegreiflich, unaussprechlich, die sie jünger machen als die Rasse aus der sie hervorgeht und obwohl Mutter aus Gnade, ist sie die Jüngste des menschlichen Geschlechtes.

Georges Bernanos

Journal d'un curé de campagne (Plon 1936), éditions « Le livre de poche », Paris, 1966

Marie de Nazareth

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